Bewegende Eröffnungsveranstaltung zur Ausstellung „Gegen das Vergessen” des UNESCO world artist of peace Luigi Toscano am 9. November.

Blick auf die Toscano-Ausstellung "Gegen das Vergessen" auf dem SchulhofDer gesamte Musiksaal des Moll-Gymnasiums war mit Menschen gefüllt. Während sich diese noch unterhielten, fokussierten die Lichter langsam auf den Bühnenbereich und das zwei-Meter-große Porträt von Anna Strishkowa wurde hineingetragen. Das Bild der 83-jährigen Holocaust-Überlebenden ist nur eines von vielen Porträts zur Ausstellung „Gegen das Vergessen”, welche bis zum 24. November auf dem Pausenhof der Schule zu sehen sein wird.

„Heute ist der Tag des Lichts und Schattens, der Freude und Trauer“, begann Frau Dr. Mark aus der erweiterten Schulleitung den Abend, in Referenz auf den historisch ambivalenten 9. November. Auch der ehemalige Schulleiter Herr Dr. Weber griff diesen Punkt in seiner Rede auf, in der er auf die historischen Ereignisse, besonders auf die Reichspogromnacht, einging. In Verbindung damit standen die Rassengesetze, die Juden zu Menschen zweiter Klasse deklarierten und in der Öffentlichkeit systematisch ausgrenzten. Gerade mit Blick auf den Schulalltag beleuchtete er wie jüdische Schüler:innen vom Rest der Klasse separiert und teilweise gezwungen wurden, die Schulen zu verlassen. Abschließend betonte er: „Kein Land der Welt kann seine eigene Vergangenheit abschütteln, wir aber am wenigsten.“ und rief dazu auf, sich auch gegen den immer noch präsenten Hass und Antisemitismus einzusetzen. 

Danach gab Max P. Martin stellvertretend für den Fotografen Luigi Toscano eine kurze Einleitung, in der er auf die stärkere Verbundenheit zu den historischen Ereignissen einging, die mit den Porträts erzeugt wird. Und auf die Vergänglichkeit der Möglichkeit, die Fotografien zu erweitern. Ein Punkt, den auch Luigi Toscano in seiner Videobotschaft an die Schulgemeinschaft aufgriff und anschließend ankündigte, dass er am 22. November das Moll-Gymnasium besuchen würde. Im Anschluss wies Volker Doberstein, künstlerischer Projektentwickler des „Enjoy Jazz”-Festival, das sich im vergangenen Jahr am Jubiläum „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland” beteiligt hatte, auf den Einfluss der jüdischen Tradition in unserem heutigen Alltag hin. Statt einer administrierten Erinnerungskultur plädierte er für eine Sichtbarmachung der Geschichte und der jüdischen Kultur. 

Besonders eindrucksvoll war der folgende Auftritt des Kantors der jüdischen Gemeinde Mannheim, Amnon Seelig, der aus einem 80 Jahre verschollen geglaubten Gebetsbuch vortrug. Er sang zudem das Kaddisch, das jüdische Totengebet und die Eka, die Klagelieder Jeremias. Mit seiner Stimme erfüllte er den gesamten Raum und obwohl viele diese Worte nicht verstehen konnten, gab er den Worten mithilfe seines Gesangs eine tiefe Bedeutung. 

Im weiteren Verlauf des Abends hielt Dr. Martin Brecher vom Philosophischen Seminar der Universität Mannheim einen Vortrag über die Ethik Immanuel Kants, die Aufgabe der Republik die Freiheit aller zu schützen und über positive Geschichtszeichen, die wir bewahren sollten, da sie uns Hoffnung geben. Nach diesem Vortrag erhoben sich vereinzelte, im Raum verteilte Stimmen, die mitten aus den Reihen des Publikums kamen, deren Worte durch den gesamten Saal hallten: „Als sie die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist. ” – „Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.” – „Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“ So machte die Theater-AG, unter der Leitung von Herrn Müller, auf das gravierende Schweigen bei Missständen in der NS-Zeit aufmerksam.

Auch musikalisch wurde der Abend durch Schüler:innen des Moll-Gymnasiums untermalt, durch Orchester, Gesang, Klavier und Gitarre, die für eine berührende Atmosphäre sorgten. Schüler:innen des Musikprofils sangen, unter der Leitung von Herrn Diehl, das jiddische Stück „Unter daine waisse Schtern“, die Geschwister Holtzhauer das hebräische Stück „Halicha Le-Kejssarja“, Rabea Sene „Skin“ der Gruppe „BOY“ und das Leistungsfach Musik, unter der Leitung von Herrn Dr. Markert, begeisterte mit den Klavierstücken (op. 19) von Schoenberg.

Zum Abschluss des Abends dankte Frau Dr. Mark dem Projektteam, Frau Dr. Kersting, Frau Oettinger, Herr Happes und Herr Weber, das diese Ausstellung und Veranstaltung am Moll-Gymnasium organisierte, und wünschte allen Menschen den Mut zur Erinnerung. Am Ende gab es noch die Möglichkeit, die angeleuchteten Porträts im Dunkeln zu betrachten und sich mit den Schüler:innenscouts, die die Ausstellung an der Schule offiziell begleiten, auszutauschen. Zugleich konnten die ersten Ergebnisse der künstlerischen Auseinandersetzungen der 9. Klassen, unter der Leitung von Frau Thomann, bestaunt werden. Diese hatten die Portraits mit Kohle auf große Papierbögen nachgezeichnet und stellten diese eindrucksvollen Arbeiten am Eingang des Musiksaals aus.

Eines ist ganz sicher: Jede:r Anwesende wird sich an diesen Abend erinnern, wie auch in Zukunft das Erinnern nicht vergessen.

 

... Eine Fotogalerie mit vielen Eindrücken folgt in Kürze! ...

Text: Alicja Basilautzkis, Elise Storjohann, Reham Kouzoo
Foto: Adna Suljkanovic (J1)
PR-AG - Schüler:innenpresse am Moll

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