Tolle und vielfältige Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung „Friedrich-Ebert (1871-1925) – Der erste deutsche Reichspräsident“ zum 09.11. im Rahmen der Projekttage Deutsche Geschichte am Moll. Die PR-AG berichtet.

Der 9. November – „ein höchst ambivalenter und vielschichtiger Tag“ – so treffend beschreiben es die Worte von Schulleiterin Frau Dr. Mark. 1918 – die Proklamation der Republik und 1989 – der Fall der Mauer, aber auch die Reichspogromnacht 1938 sowie der Hitler-Putsch 1923, letzterer fand vor nun genau einhundert Jahren statt. Der Abend thematisierte daher sowohl die Gefahren für die damals junge Weimarer Demokratie, als auch den Mann, der ihr erstes demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt war, Reichspräsident Friedrich Ebert. Diesem widmet sich auch die Ausstellung in der Pausenhalle des Moll-Gymnasiums, die bis Mitte Dezember zu sehen ist.

Geschichte 2„Sattlergeselle, Demokrat und Reichspräsident der Weimarer Republik“: Diesen Titel trug der Vortrag des stellvertretenden Leiters der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Heidelberg, Dr. Greiner, der die Frage, warum und wie wir an Ebert erinnern sollten, stellte. Ebert, dessen Geburtswohnung in Heidelberg besichtigt werden kann, stammte aus einfachen Verhältnissen und lernte den Beruf des Sattlers. Ihm gelang der soziale Aufstieg durch seine Politik, bedeutsam war hierbei seine Zeit in Bremen, wo er sich in der SPD etablierte und 1905 mit nur 34 Jahren in den Parteivorstand, 1913 schließlich zum Parteivorsitzenden gewählt wurde.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden ihm am 9. November 1918 die Regierungsgeschäfte übertragen, noch kurz bevor Philipp Scheidemann am selben Tag die Republik ausrief. Zum Reichspräsidenten wählte ihn die Nationalversammlung schließlich am 11. Februar 1919. Um jedoch die Aufstände gegen die Bestrebungen nach einer parlamentarischen Demokratie zu bekämpfen, paktierte Ebert mit alten Mächten, bekannt als der Ebert-Groener-Pakt; eine Handlung, für die er lange kritisiert wurde. 

Doch die junge Demokratie kam nicht zur Ruhe, Gewalt von Links und Rechts auf den Straßen fanden ihren Höhepunkt im Krisenjahr 1923. Die Besetzung des Ruhrgebietes, damit zusammenhängend die Hyperinflation ließen das ohnehin schon niedrige Vertrauen in Politik und Republik noch weiter schwinden. Die Propaganda rechtsextremer Kräfte stieß auf fruchtbaren Boden und nach dem Tode Eberts 1925 wurde mit Hindenburg ein Mann zum Reichspräsidenten gewählt, der im Gegensatz zu Ebert, nicht für die Demokratie stand.

Geschichte 4Bei eben diesem Krisenjahr 1923 schloss der Vortrag des ehemaligen Schulleiters und Historikers Dr. Weber an: Der Hitler-Ludendorff-Putsch, der sich an dem Tag zum hundertsten Male jährte, wäre undenkbar ohne die entsprechenden politischen und soziokulturellen Umstände. Die Bedingungen des Versailler Vertrages sorgten in der Bevölkerung für großen Unmut. Kombiniert mit der massiven Inflation führte dies bei vielen zur Ablehnung der Republik und der Demokratie – und bildete so den Nährboden für rechtsextremes Gedankengut. Die Versuche, rechtsideologische Gruppierungen zu verbieten, scheiterten an Militär und Justiz, die selbst zum Großteil mit Monarchisten und Rechten besetzt waren. Gerade Bayern bildete das Laboratorium für einen Umsturz, Rechtsextreme, Militärs und Freikorps übten ungestört an Waffen oder entwarfen Pläne für einen Staatsstreich. 

In genau diesem Umfeld gewann Adolf Hitler an Einfluss; dieser beschloss mit Erich Ludendorff, der bereits 1920 am Kapp-Putsch in Berlin beteiligt war, einen erneuten Putsch zu wagen, diesmal von München aus – mit dem Ziel schlussendlich die „Novemberverbrecher in Berlin auszuräuchern und auszurotten“. 

So stürmte Hitler zusammen mit Hermann Göring und weiteren SA-Leuten am 8. November den Bürgerbräukeller, in dem sich unter anderem Gustav von Kahr, der damalige Gerneralstaatskommissar Bayerns, aufhielt, um zu verkünden, dass die Regierung abgesetzt sei. Am Ende konnte der Putschversuch und der Marsch der Putschisten durch München am darauffolgenden Tag durch die bayrische Polizei gestoppt werden, die Gefängnisstrafen für die Aufständigen fielen jedoch vergleichsweise gering aus, Hitler kam bereits nach neun Monaten wieder frei. Danach änderte die NSDAP ihre Strategie und setzte auf den legalen Weg zur Macht, den sie nur zehn Jahre später auch erreichte. 

Geschichte 1Wenn man den Bogen von damals zu heute spannt, fällt es manchmal schwer, bei einer immer stärker werdenden AfD, die Rechtsextreme und Faschisten in ihren Reihen akzeptiert, nicht die Parallelen zu suchen. Doch erinnerten uns beide Redner auch daran, dass die Probleme damals größer waren als heutzutage und unsere heutige Demokratie weit mehr Möglichkeiten hat, um sich gegen Antidemokraten zu verteidigen.

Zwischen den Redebeiträgen zeigte sich das Moll von seiner musikalischen Seite. Zwei Songs der Comedian Harmonists wurden zum einen von der Musikzugklasse 6, zum anderen von Schüler:innen des Faches „Tonsatz KREATIV“ interpretiert und dargeboten, beides unter der Leitung von Herrn Diehl. Den Abschluss bildete das Aramis-Quartett, das mit Ludovico Einaudis „The Path of the Fossils“ die Zuhörer:innen begeisterte.  

Ermöglicht wurde dieser Abend und die Ausstellung am Moll durch die Fachschaften Ethik und Geschichte, besonders dank der Organisation von Herrn Happes, Herrn Weber, Frau Dr. Kersting, Frau Oettinger und der musikalischen Unterstützung durch Herrn Diehl.

Doch warum brauchen wir solche Veranstaltungen? Weil wir gemeinsam Geschichte lebendig halten müssen, damit wir nicht vergessen. Und damit wir alle denen, die da reden vom Vergessen, und die da reden vom Verzeihen, entgegnen können, dass wir nicht vergessen werden, denn Geschichte ist in der Gegenwart relevanter denn je. Weil das Leben Eberts und die Geschehnisse vom 9. November 1923 uns zeigen, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist, und um sie zu erreichen und zu bewahren es unentwegten und kontinuierlichen Engagements bedarf.

Text: Elise Storjohann (10c) & Bilder: Nico Holzmeister (J1) – PR-AG – Schüler:innenpresse am Moll

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